Selbsterfahrung oder Erfahrungslernen

Selbsterfahrung oder Erfahrungslernen ist ein Prozess, in dem Wissen durch die Transformation von Erfahrung entsteht. Der konstruktivistische Ansatz besagt, dass sich die persönliche Bedeutung, die wir den Fakten geben, aufgrund unserer Erfahrungen ständig ändert.

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Definition und Bedeutung

Selbsterfahrungen können als Wissensprozess verstanden werden, weil Menschen Erwartungen oder Schemata über die Welt konstruieren, die durch Erfahrung ständig entweder bestätigt oder widerlegt werden. Das Selbsterfahrungskonzept soll und helfen, unseren Standpunkt zu verändert und kann uns helfen, uns in andere hineinzuversetzen. Daher werden Selbsterfahrungen hier im Rahmen der personzentrierten Pflege genutzt, die für eine qualitativ hochwertige Arbeit im Bereich der Demenz unerlässlich ist.

„Empathie ist eine Strategie, um andere zu verstehen und ihre Probleme zu bewältigen. Es ist sehr wichtig, sich wirklich in andere hineinzuversetzen. Wir brauchen Empathie für ausgezeichnete Gesundheitsversorgung.“

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

FG1 Italien

“Wirklich hilfreich. Ich konnte meine Verwirrung und meine Unfähigkeit, mich an der Aktivität zu beteiligen, erkennen. Einfaches und effektives Tool”.

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

FG Irland

Was ist Selbsterfahrung?

In diesem Verfahren werden Selbsterfahrungen als Tool angewendet, um Menschen mit Demenz zu verstehen, in dem man sich in sie hineinversetzt. Dank der Nachahmung der Demenzsymptome und der Gelegenheit, diese Symptome vorübergehend zu erleben, ist es möglich, eine Person mit Demenz besser zu verstehen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, die Bedeutung des Verhaltens dieser Person mit Demenz zu verstehen.
Man weiß, dass Menschen mit Demenz an Wahrnehmungs-, Gedächtnis- und Sprachproblemen leiden können und dass sie daher ihre Erfahrungen ganz anders erleben als Menschen ohne solche Beeinträchtigungen. In diesem Kontext kann das Verständnis, wie sie ihre Welt konstruieren und wahrnehmen, uns helfen, ihre Entscheidungen zu verstehen. Im INTenSE-Projekt werden die Selbsterfahrungstechniken als Lehrstrategien genutzt für ein innovatives, erfahrungsbasiertes Training von Fachpersonen, die auf dem Gebiet der Demenz arbeiten.

Was ist die Evidenz?

In der Literatur gibt es einige Beispiele von Betreuungspersonen, die ihre Meinung über Menschen mit Demenz geändert hatten, nachdem sie Fokusgruppen zum Thema personzentrierte Pflege besuchten. Es kann, z.B. passieren, dass Kommunikationsprobleme zwischen Pflegenden und Menschen mit Demenz entstehen, weil sie in unterschiedlichen Welten mit unterschiedlichen Perspektiven leben. Wenn man aber etwas über das Leben der Menschen mit Demenz weiß, z.B. Art der vorherrschenden Symptome, kann man sich in sie hineinversetzen und die eigene Meinung reflektieren und ändern. Die Welt der Menschen mit Demenz zu verstehen hilft uns, Vorurteile über sie abzubauen.

“Die Szenarien im Rollenspiel fand ich gut (d.h., sich waschen und T-Shirt wechseln), sie beziehen sich auf lebensechten Situationen in der klinischen Praxis. Das Rollenspiel gab mir eine bessere Einsicht darüber, wie es sich anfühlt, als Kind behandelt zu werden oder keine Autonomie zu haben. Es ist frustrierend! Ich fühlte mich hilflos!”

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

FG Niederlande

„Es gibt ein echtes Gefühl der Hilflosigkeit wie bei einem Menschen mit Demenz.“

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

Mitarbeiter:in im Gesundheitswesen

FG Deutschland

Was ist zu erwarten?

Selbsterfahrungen ermöglichen Teilnehmenden die körperlichen, kognitiven und emotionalen Herausforderungen von Menschen mit Demenz nachzuempfinden. Sie helfen auch Beziehungskompetenzen zu entwickeln, die die pflegerische Unterstützung verbessern könnten. Im Allgemeinen können alle Selbsterfahrungstechniken die Empathie fördern, und dadurch das Verständnis der Welt und die Wahrnehmung anderer. Insbesondere werden Filminterventionen genutzt, um das Wissen über Demenz zu verbessern und eine stärkere personzentrierte Einstellung gegenüber Menschen mit Demenz zu entwickeln. Es hat sich gezeigt, dass ein immersives virtuelles Erfahrungstraining bei Demenz das Empathievermögen verbessert. Virtual-Reality-Interventionen erhöhen die Fähigkeit zur Reflexion über die Person mit Demenz sowie die Pflegekompetenzen, indem die positiven Interaktionen mit ihnen verbessert werden. Es ist wichtig zu betonen, dass wir durch Selbsterfahrungstechniken zwar erfahren können, wie es ist bestimmte (Gruppen von) Symptome zu haben. Die Tools können aber nicht immer gänzlich darstellen, wie es für eine Person ist, mit Demenz zu leben. Daher erwarten wir, dass die im INTenSE Demenzsimulations-Toolkit erhaltenen Selbsterfahrungstechniken Pflegenden helfen, die oben erwähnten Kompetenzen (Empathie, Reflexion, personzentrierten Einstellungen etc.) zu entwickeln, sowie Fehleinschätzungen und Vorurteile in Bezug auf Demenz zu reflektieren und folglich eine bessere Qualität der Demenzpflege zu ermöglichen.